Mittwoch, 17. Oktober 2012

Geplapper

Die Zufallsinstallation am Laternenpfahl in der Innsbrucker Straße ist ein Glücksfall und ich merke es gar nicht gleich. Trete nur im Vorübergehen sachte gegen den Ball. Es ist noch ein Rest Luft drin. Ich passe den Ball mit dem Absatz zurück auf seine ursprüngliche Position und jetzt erst erkenne ich: das ist ein abgewracktes Fernsehgerät, was da liegt, und die weiße Tüte ist vollgestopft mit zerknüllten Verpackungen von einer Pommesbude. Ich mache das Foto und denke: Fastfood, Fernsehen, Fußball. Alles auf einen Blick. Das  ist auch mein Text zu dem Foto. Dazu fällt mir ein, dass am Abend die deutsche Fußballnationalmannschaft im Olympiastadion gegen die schwedische Auswahl spielt. Bei deutsche Nationalmannschaft habe ich die Assoziation: geföhnte Jungs. Das wähle ich als Titel des Blogeintrags. Nachdem ich das so gepostet habe, bin ich unzufrieden. Ich streiche Fastfood, Fernsehen, Fußball, weil man das auf dem Foto ohnehin sieht; die Fastfood-Verpackungen allerdings nicht so deutlich. Es bleiben die geföhnten Jungs und der Hinweis auf das Spiel am Abend. Zu dem Hinweis passt die Assoziation geföhnte Jungs, zum Foto passt sie nicht. Ich mache sie passend, indem ich sie als Frage formuliere: Genug von den geföhnten Jungs? - So lasse ich das über Nacht. Derweil spielen die beiden Mannschaften unentschieden: 4:4. Das Ergebnis und die Umstände, unter denen es zustande gekommen ist, interessieren mich nicht. Ich kann nur die aktuelle Spielergeneration und den Trainer nicht leiden und ich will nicht, dass der Blogeintrag gelesen wird als ein Kommentar zu dem Spiel. Also weg mit geföhnte Jungs und das ist auch deshalb gut so, weil ich will mich nicht beteiligen an der homophoben Polemik gegen das Löw-Team (Schwulen-Combo). Neuer Titel: Länderspiel, dazu der Hinweis auf die Veranstaltung, mehr nicht. Und trotzdem wird der Blogeintrag gelesen werden als Kommentar zum Spiel, dessen verunglücktes Ergebnis ich doch gar nicht kennen konnte, als ich ihn gepostet habe. Was für die Leser nur heißen kann, dass ich hinterher ganz besonders schlau sein wollte. Es wird immer schlimmer. Das Arrangement des abgewrackten Fernsehgeräts mit der Abfalltüte und dem Fußball nun zu lesen als das Statement eines enttäuschten Fans. Ich habe es vermasselt. Ich gebe auf. Ich lasse es, wie es ist. Der Fehler war, dass ich das Geplappere der Assoziationen nicht unterdrückt habe: geföhnte Jungs, der Veranstaltungshinweis, Fastfood ... . Ich hätte einen Titel finden müssen, der nichts mit Fußball zu tun hat. Am besten wäre gar kein Titel gewesen - damit das Foto ungestört seine Geschichte erzählen kann. 

Alternative Aufnahme: